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Radfahren auf Zypern

Mein Bericht über einen Mountainbike- und Rennrad-Urlaub auf Zypern im Februar 2013

(Bitte klicke auf die Bilder für eine größere Ansicht)

Warum nach Zypern?

Ich fand im Oktober 2012 in der Tageszeitung ein Angebot für eine einwöchige Reise zum Mountainbiken auf Zypern. Im Preis waren die Miete für ein Hardtail MTB, 3 geführte Touren und ein Hotel mit Halbpension eingeschlossen. Zypern war mir bis dahin relativ unbekannt. Ich kam jedoch schnell zu der Erkenntnis, dass Zypern ideal für das Rad-Training ist und habe sofort gebucht. 4 Wochen später kamen mir Bedenken, ob sich wegen der Fliegerei usw. eine Woche überhaupt lohnt? Meine Anfrage beim Reiseveranstalter, ob eine Verlängerung um eine weitere Woche zu akzeptablen Kosten möglich ist wurde positiv beantwortet. Gleichzeitig nahm ich Kontakt mit Thomas Wegmüller von bikecyprus auf. Er bestätigte mir in einem sehr netten Schreiben, dass er mir in der gewünschten Zeit auch ein passendes Rennrad zur Verfügung stellen kann.


Hier der Link zu dem Video "Zypern: Paradies für Rennradler und Mountainbiker" bei YouTube, welches letzte Zweifel ausräumt, dass Zypern eine ideale Insel für das Radtraining ist.

Tag 1 - Die Anreise, nach einem Tief folgt ein Hoch ...

Es war bis zuletzt spannend

Die Reiseunterlagen kamen erst 4 Tage vor Reisebeginn mit der Post. Es hieß, sie seien bei der Post verloren gegangen. Aber andere Reiseteilnehmer berichteten später das gleiche, so dass mir der Glaube an einen Fehler bei der Post fehlt.

Das Tief ...

Der Flug mit Cyprus Air führte von München über Frankfurt nach Larnaca. Ich habe noch nie einen so vollgestopften Airbus A321 erlebt. Die Kniescheiben drücken gegen den Vordersitz und während des Essens waren artistische Verrenkungen notwendig. Der Umweg über Frankfurt bedeutete etwa 2 ½ Stunden zusätzliches Sitzen in dem engen Flieger!

Es war schon stockfinster als wir in Larnaca auf Zypern landeten. Mit einem Kleinbus sollten wir zum Hotel gefahren werden. Der Fahrer telefonierte während der etwa einstündigen Fahrt verdächtig oft. Dann erklärte er uns, dass unser Hotel geschlossen sei: Er würde uns zum "Beach Resort" fahren.

Das Hoch ...

Aufatmen, an der Rezeption des Beach Resort wurden wir bereits erwartet. Wir und unser Gepäck wurden mit einem Caddy zu unseren Appartements gefahren. Keine Frage, das Resort in dem wir jetzt untergebracht wurden war erheblich besser wie das gebuchte Hotel. Auch der in der Werbung versprochene Blick auf das Meer war vorhanden (siehe das rechte Bild).

Während der folgenden Tagen wurde mir dann klar, warum das gebuchte Hotel geschlossen war: es wurde nach der Winterpause renoviert und erst in ein paar Wochen wieder eröffnet.

Tag 2 - Meine ersten Mountainbike Touren auf Zypern

Nach dem Frühstück galt es erst einmal das Radsport Center von bikecyprus aufzusuchen. Es befindet sich an der Meerseite des Beach Resort. Der Chef Thomas Wegmüller wartete schon auf uns. 3 neuwertige Mountainbikes standen zur "Sitzprobe" bereit. Also lief ich schnell noch einmal zurück ins Appartement um die Bike-Klamotten anzuziehen. Zu den Bikes gab es eine Einkaufstüte mit einer Trinkflasche, Müsli-Riegeln, Karten und Informationen zum Radfahren auf Zypern (siehe auch Cyprus Tourism Organisation). Genau in dem Moment als wir zur ersten Tour starten wollten, "überfiel" eine Schulklasse den Bike-Shop (siehe das Bild links).

Die erste Radtour führte uns von der Pissouri Bay zum Paramali Strand und weiter. Weil es am Vortag geregnet hatte, waren die Wege teilweise recht schlammig, so dass uns der Dreck wortwötlich "um die Ohren" flog. Am Strand hatten wir eine Gelegenheit für eine "Wasserprobe". Aber der kühle Wind verblies jedes Verlangen zum Baden, ein Wasserstand in Kniehöhe reichte uns. Am Ende des Paramali Strand ist einer der von vielen Fotos bekannten Felsvorsprünge. Es war die Gelegenheit für ein originelles Foto! Isabella wartete dazu mit dem Finger auf dem Auslöser auf eine besonders hohe Wasserfontäne.

Während der Mittagspause machte Thomas mir gegenüber den Vorschlag, anschließend noch eine Extratour mit mir zu fahren. Es ging auf einem unbefestigen Weg von Pissouri Bay steil hoch nach Pissouri. Von Pissouri weiter bis zu den Klippen am Meer. Von hier aus hat man eine wirklich eindrucksvolle Aussicht. Bei der Fahrt zurück durch Pissouri sah ich erschreckend viele Investitions-Ruinen: fertig gestellte oder im Rohbau befindliche Häuser mit dem Schild "For Sale". Ein unübersehbarer Beweis dafür, dass Zypern pleite war ...

Tag 3 - Eine erste "richtige" Mountainbike Tour

Von Thomas Wegmüllers Radsport Center im Beach Resort aus auf Nebenstraßen hoch nach Pissouri, weiter unter der Autobahn durch nach Alektora. In Alektora vereinbarte Thomas mit der Wirtin des örtlichen Gasthaus eine Öffnungszeit. Ab hier auf Feldwegen kreuz und quer durch das Gelände. Als wir später wieder auf der Straße ankommen schlug Thomas vor, dass wir die Gruppe aufteilen. Von hier aus konnten die anderen zwei Biker leicht und fast immer bergab zurück nach Pissouri Bay finden.

Wir fuhren jetzt eine anspruchsvollere Tour, bei der wir unter anderem von einem Hügel hinunter in das Secret Valley schauen konnten (siehe das Bild). Als wir wieder durch Alektora kamen mussten wir noch eine kleine Weile auf die Wirtin warten. Wir wettenten, ob die Wirtin zu Fuß oder mit dem Auto kommt. Sie kam dann die 300 Meter mit dem Auto daher. Sie konnte nicht verstehen warum wir mit dem Fahrrad fahren. Auf dem Rückweg legte Thomas einen kleinen Abstecher durch das Zentrum von Pissouri ein. Dann weiter auf einem steilen ausgewaschenen Trail hinunter zur Straße nach Pissouri Bay. Entsprechend meiner GPS-Aufzeichnung waren es 46 km und etwa 800 Höhenmeter.

Tag 4 - Meine erste Rennrad-Tour auf Zypern

Thomas Wegmüller hatte mir am Vorabend ein für mich passendes Rennrad (KRAFT Carbon) mit Klickpedalen für meine Radschuhe hergerichtet und mir später am Abend per SMS einen Vorschlag für eine Tour gesendet. Dabei hatte er mich noch einmal darauf hingewiesen, dass ich immer an den Linksverkehr denken soll! (Alle seiner Mieträder besitzen deshalb einen gelben Reminder an der Lenkstange.) Meine Tour führte von Pissouri Bay über die B6 nach Pissouri und weiter Richtung Pafos bis nach Kouklia. Davor kommt man am Aphorodite Felsen vorbei. Ab Kouklia hinauf nach Dora (600 m). Die Straße führt zwischen den von weiten sichtbaren Windkraftanlagen hindurch. Unglaublich aber wahr: auf diesem etwa 20 km langen Teilstück habe ich nur ein fahrendes Auto gesehen!

Ab Dora der letzte Anstieg zum höchsten Punkt dieser Tour (700 m), dann ab Malia wieder zurück in Richtung Küste. Etwa 3 km weiter war ich mir unsicher über die weitere Routenführung. Ich hielt bei den Wegweisern an und entschied mich gerade aus weiter nach Agios Ambrosios zu fahren. Nach einigen Auf und Ab wurde mir bewusst, dass die Straße wohl nach Limassol führt, also viel zu weit östlich. Ich entschied mich dafür, dass es wohl besser ist umzudrehen. Ab Pachna ging es nur noch bergab. Ich hielt kurz an um mir die Regenjacke als Schutz vor dem eisigen Fahrtwind anzuziehen. Das Bike rollte jetzt etwa 10 km weit mit fast ständigen 50 km/h bis Avdimou und der Küste entgegen. Ich war über mich selbst überrascht, denn ich hatte mich schnell an den Linksverkehr gewöhnt.

Die Tour war etwa 80 km lang und hatte 1500 Meter Anstieg. Das Bild zeigt das Höhenprofil bis Malia.

Tag 5 - Eine gemeinsame Rennrad-Tour mit Zyprioten

Thomas Wegmüller hatte mir bereits vor 2 Tagen angeboten, an einer gemeinsamen Rennrad-Tour mit Zyprioten teilzunehmen. Warum nicht? Der einzige Harken an der Sache war nur, dass ich trotz Urlaub früh aufstehen musste. Thomas und ich fuhren gegen etwa 8 Uhr von Pissouri Bay nach Avdimou um uns dort mit den von Limassol kommenden Zypriotischen Rennradfahrern zu treffen. Die Stimmung war gleich von Anfang an super. Die Route führte über Nebenstraßen hinauf nach Pachna.

Während der Rast in Pachna wurden wir eingeladen, denn es war Wahlkampf auf Zypern. Von Pachna weiter über Agios Ambrosious hinunter bis Episkopi, wo wir uns wieder von den Zyprioten trennten. Auf der Rückfahrt ein kleiner Abstecher und eine Rast am Courium Beach. Um 14 Uhr waren wir wie geplant wieder in Pissouri Bay. Es war eine Tour von etwa 80 km mit einem Schnitt von 22 km/h. Ich habe dabei deutlich gespürt wie sich anfühlt, wenn ein Radprofi das Tempo vorgibt ...

Tag 6 - Ein Ruhetag wegen Regenschauer

Cat

Es war Regen vorhergesagt, der auch prompt in Form von kurzen aber heftigen Schauern eintraf. Die Trails verwandeln sich dabei in Schlammlöcher, so dass die geplante Mountainbike-Tour auf den folgenden Tag verschoben werden musste.

Ich wollte diesen Tag u.a. für einen Strandspaziergang nutzen und dabei ein paar schöne Fotos machen. Meine Urlaubs-Bekanntschaften hatten die gleiche Idee, so dass Fotos wie dieses entstanden. Meine Fotos von diesem Tag waren leider alle unbrauchbar, weil meine Spiegelreflex-Kamera plötzlich defekt war und ich dies erst später bemerkte. (Fast alle Fotos dieser Website entstanden mit meiner Kompaktkamera.)

Tag 7 - MTB Tour zum Salzsee mit Kultur-Option

Thomas hatte Pech mit seinem Auto. Trotzdem organisierte er es, dass wir mit der Bike Shuttle zum Kurion Beach gefahren wurden. Von dort aus fühte er uns vorwiegend auf Sandwegen an der Küste entlang in Richtung zur Halbinsel vor Limassol. Der Sand war feucht und somit leicht befahrbar. Wir kamen vorbei an den Wracks gestrandeter Schiffe, sowie in Akrotin an Korbflechtern. Von hier aus führte die Tour an dem etwa 3 km breiten Salzsee vorbei. Der Salzsee sah wie ein normaler See aus, denn er war jahreszeitlich bedingt nicht trocken. In Kolossi machten wir eine Pause direkt am "Tower" - eine mittelalterliche Befestigungsanlage. Es gab hier frischen Orangensaft, direkt vom Obstbauern. Im Rucksack hatte ich noch ausreichend Platz für einen Beutel Orangen (5 Stück kosteten 1 €). Ich habe selten so gute Orangen gegessen: sie waren saftig und richtig süß.

Zurück am Kurion Beach machten wir eine ausgiebige Pause. Ich bestellte mir einen Frappa (Eiskaffee). Wir hätten von hier aus das antike Kurion besichtigen können, aber niemand von uns hatte Lust auf den Touristen-Rummel ...

Nach dem Bezahlen war mein Bike bereits schon wieder auf die Bike-Shuttle geladen. Bitte wieder abladen, denn ich möchte die 24 km zurück bis nach Pissouri Bay mit dem Bike fahren! Wofür sonst war ich nach Zypern gekommen? Während dieser Tour habe ich dann die Gelegenheit genutzt, die direkt an der Route liegende Ausgrabungsstelle "Sanctuary and Temple of Apollo Hylates" zu besichtigen (Eintritt: 1,70 €). Auf der B6 weiter durch die Englische Military Base Episkopi. Es ist unverständlich warum hier noch immer alte Kolonial Zustände bewahrt werden ... aber wahrscheinlich dient es dem Frieden auf Zypern ... die Geschichte Zyperns ist geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen ...

Nachtrag: meine o. g. Vermutung war falsch: Episkopi dient der Spionage.

Tag 8 - 100 km Rennrad Tour in der Hügellandschaft Zyperns

Das vorgebuchte Bike-Programm war abgeschlossen. Ich wollte eine weitere Rennrad-Tour von der Südküste Zyperns in das Hochland fahren. Von Pissouri Bay über die verkehrsarme B6 bis zum Asprokremmos Dam, etwa 1,5 km hinter Kouklia.

Auf der Staumauer ein Erinnerungsfoto (siehe das linke Bild). Weiter auf der F617 immer bergauf durch Choletria (290 m), Stavrobonou (380 m), Kelekedara (500 m) und Salamiou (650 m). Die Ortsdurchfahrt von Salamiou war eine einzige Baustelle, an einer Stelle musste ich mit dem Bike auf der Schulter über einen Graben springen. In Aminou (600 m) musste ich an die Rückfahrt denken. Filousa war als nächster Ort ausgeschildert.

In mir kam Frust hoch: zwischen mir und Filousa lag eine mindestens 200 m tiefe Schlucht und auf der anderen Seite des Tals ging es noch erheblich höher hinauf - es war wohl nichts mit dem gemütlichen "Heimrollen"! Doch es traf mich noch schlimmer: Von Filousa hätte ich zwar zur Küste hinunter rollen können, doch dann hätte ich auf der B6 fahren müssen, was mir gar nicht passte! Also kletterte ich weit hinauf bis nach Agio Nicolaos (750 m) und zum Pass vor Arsos (890 m). Bis kurz vor Malia ging es 200 m abwärts, doch bis Pachna erst einmal wieder 100 m hoch. Endlich konnte ich zum lange ersehnten Downhill starten ...

Bis Avdimou konnte ich auf einer Länge von 10 km 600 Höhenmeter in einem Stück "vernichten". Nach weiteren 10 km war ich bereits wieder zurück in Pissouri Bay. Es war trotzdem eine schöne und eindrucksvolle Tour. Ich fuhr an diesem Tag etwa 100 km und 2100 Höhenmeter.

Tag 9 - 90 km Rennrad Tour nach Limassol und zurück

Nach der relativ anstrengenden Tour des Vortages fuhr ich eine "Erholungstour" an der Küste entlang in Richtung Limassol. Einen Teil dieser Strecke kannte ich bereits vom Tag 7. Um es vorweg zu nehmen, das Radfahren in Limassol war der Horror. Auf den "normalen" Straßen hatte mir der Linksverkehr keine Probleme bereitet, aber hier verlangte er höchste Konzentration.

Enttäuschend war für mich, dass die berühmte Strandpromenade ("Sea Front") hinter Bauzäunen versteckt war. Das Aufstellen für dieses Foto hätte beinahe mit einer Meerwasser-Volldusche geendet. Ausgerechnet in diesem Moment hatte sich eine besonders hohe Welle gebildet welche über das ganze Pier zischte. Für die Rückfahrt wählte ich die gleiche Route. Erst später habe ich anhand der GPS Aufzeichnung gesehen, dass ich zwischen Limassol und Episkopi einen riesigen Umweg gefahren bin. Aber was sollte es - der Weg war das Ziel. In den Serpentinen in der Schlucht zwischen Episkopi und Paramali packte mich der Ehrgeiz. Einige erheblich jüngere Rennradler überholten mich zunächst, doch dann musste ich beweisen, dass ich einen besseren Trainingsstand hatte ...

Die Tour war etwa 90 km lang. Das Diagramm zeigt das Höhenprofil der Hinfahrt. Man erkennt hieran wie hügelig die Küstenstraße verläuft.

Tag 10 - Wegen Regenschauer ein weiterer (Rad-) Ruhetag

Was macht man in einem Bike-Urlaub wenn das Wetter nicht wirklich zum Biken geeignet ist?
1. Versuch: Zwischen den Schauern spazieren gehen, dabei die Meeresbrandung beobachten und Fotografieren (siehe das Bild) - nach 3 Runden wurde es mir zu langweilig ...
2. Versuch: im Indoor-Pool des Resort 100 Runden schwimmen und sich dann in der Sauna wieder aufheizen lassen - ich habe es jedoch abgebrochen, bevor meine Haut wie eine Pellkartoffel aussehen würde ...
3. Versuch: Das Buch "Ich LENKE also bin ich" von Kai Schächtele lesen. Kai berichtet darin unter anderen von seinen Erlebnissen in einem Rennradfahrer-Club und über das Hochstleistungstraining. Die darin beschriebenen Leute sind völlig crazy!

Panorama

Tag 11 - Eine 88 km Tour mit dem Rennrad nach Paphos und zurück

Es war am Morgen noch wechselhaftes Wetter. Ich hatte mir vorsichtshalber lieber die Regensachen angezogen und ein Rennrad für Straßentouren ausgeliehen. Andere Biker waren dagegen optimistischer. Sie fuhren mit kurzer Hose und Shirt los. Nach etwa 10 km musste ich unter einem dicken Baum erst einmal ein Schauer durchziehen lassen: Doch dann wurden die blauen Löcher am Himmel immer größer. Der Wind kam von schräg vorne und bremste meinen Vorwärtsdrang erheblich. Der Verkehr auf der B6 war gering.

Erst weit hinter den Paphos Airport war es möglich in Richtung Küste zu fahren. Vorher musste ich einen Versuch abbrechen weil der Weg durch eine Furt mit hohem Wasserstand führte. Wegen des Regens der letzten Tage führte der Bach hohes Wasser und ich hatte keine Gummistiefel dabei ...

Meine weitere Route führte mich von Yeriskipou prompt dorthin, was ich eigentlich NICHT sehen wollte: Das Touristen-Getto von Paphos, ein Touristen Klotz neben dem anderen, zum Teil noch im Bau. Etwa 2 km weiter kam ich an der Promenade und am Hafen von Paphos an. Hier waren alle Errungenschaften des Massentourismus vereint: Straßenrestaurants mit Typen von denen man ständig angequatscht wurde, Souvenier-Shops mit dem üblichen Ramsch und so weiter. Ich bin trotzdem froh dies gesehen zu haben. So weiß ich die Idyle von Pissouri Bay noch besser zu schätzen.

In Paphos hätte ich mir noch vieles ansehen können, aber der Weg war das Ziel. Der Wind hatte sich zu meinem Glück zwischenzeitlich nicht gedreht und beschleunigte meine Rückfahrt kräftigst. In der Ebene rannte das Bike mühelos mit 35 - 40 km/h dahin. Auf der Steigung zwischen Aphrodites Birth Place und Pissouri (siehe Bild) hat er jedoch nicht viel geholfen. Auf dem Gefälleabschnitt der B6 hinter Pissouri zeigte der Bike Computer Tempo 70 an. So macht das Radfahren Spaß! Zurück in Pissouri Bay waren es dann 88 km. Ohne Folgen und Nebenwirkungen? Nein, nicht wirklich, denn Rennrad-Fahren auf Zypern macht Süchtig, "fragen sie ihren Apotheker oder den Bike-Vermieter" bikecyprus.

Tag 12 - Die "Wahnsinns"-Tour zum Mt. Olympus

Ich wäre wohl unzufrieden gewesen wenn ich nicht wenigstens einmal im Trodos Gebirge gewesen wäre. Das Trodos Gebirge ist ideal für Mountainbike Touren - jedoch nicht im Februar, weil dann noch viel Schnee liegt. Also kam für mich nur eine Rennrad Tour in Frage: von Meereshöhe bis zum höchsten Punkt Zyperns, dem Mt. Olympus (1952 m). Es war eine Wahnsinns-Tour, da es gnadenlos stundenlang fast NUR bergauf geht.

Ich startete kurz vor 9 Uhr in Pissouri Bay. Nach etwa 10 km begann in Avdimou (100 m) der Wahnsinn des Radfahrens, von hier aus ein 10 km langer monotoner Aufstieg bis Pachna (700 m). Die einzige Abwechselung bestand im Schwitzen und Frieren - je nachdem, ob eine Wolke die Sonne verdeckte oder nicht. Ab Pachna war das Anziehen einer winddichten Jacke notwendig, weil es zunächst etwa 100 m bis in die Schlucht bei Kissousa abwärts geht. Ab jetzt wieder ein kontinuierlicher Anstieg auf 900 m, um dann vor Mandria wieder auf 800 m zu fallen. Ab hier beginnt das Trodos Waldgebiet, was auch daran spurbar war, dass die Straße deutlich steiler wurde und ich ständig mit der kleinsten Übersetzung des Rennrads fahren musste. Die Ortsdurchfahrt von Platres (1100 m) stellte eine der steilsten Abschnitte dar (ich wünschte mir hier statt des Rennrads mein eigenes MTB mit deutlich mehr kleinen Gängen zu haben). Platres ist ein Touristenort mit dem üblichen Gaststätten und Läden. Oberhalb von Platres mündete meine Route in die von Limassaol kommende B8, so dass ab hier der Autoverkehr stark zunahm. Ein Schild wies auf die Pflicht für Winterreifen, bzw. Schneeketten hin. Die Straße war jedoch trocken und der erste Schnee war ab etwa 1600 m am Straßenrand zu sehen. Ab dieser Höhe kann man dem Verkehr über die als Old Road ausgeschilderte Straße ausweichen. Diese einspurige Straße führt mit vielen engen Serpentinen bis Trodos Place.

In Trodos Place ging es an diesem Tag zu, wie auf einem Volksfest. Hunderte von Menschen auf der Straße, Verkaufsstände alle Straßenränder zugeparkt mit Autos. Seitlich in den Wäldern das Freudengeschrei von Kindern, die das Rodeln probierten. Bis zu meinem Ziel, dem Mt. Olympus fehlten noch etwa 3 km und 250 Höhenmeter. Auf diesem Abschnitt waren Leute damit beschäftigt Schneemänner auf ihre Autos zu bauen oder ihre Pickups mit Schnee vollzuladen. Irgendwann war das weitere Vorwärtskommen nicht mehr möglich, weil die Straße von einem Militärposten abgeriegelt war. Links war die von weiten sichtbare weiße Kugel der Radaranlage sichtbar. Den Schildern nach war hier das Fotografieren verboten, aber alle Leute machten hier ihre Erinnerungsfotos.

Vor der Rückfahrt musste ich mir eine zusätzliche Hose, Jacke und Handschuhe überziehen. Es war echt kalt! Normalerweise freut man sich als Radfahrer auf einen Downhill. Mir war es mit dem Rennrad aber nicht ganz wohl. Ich wünschte mir jetzt lieber ein MTB mit Spikesreifen. Rechts und Links der Straße lag Schnee und ich konnte nicht sicher sein, ob sich Wasser oder Eis auf der Straße befand. Die Straße war relativ rauh, so dass ich wegen der harten Rennradreifen kräftig durchgeschüttelt wurde. Ab Platres war da Fahren wieder erheblich angenehmer. Thomas Wegmüller hatte mir zwar eine andere Route für die Rückfahrt vorgeschlagen, aber mir reichte das bisherige "Abenteuer". Ich wählte deshalb für die Rückfahrt bis zur Pissouri Bay wieder die gleiche Route.

Die Länge der Tour betrug 107 km und etwa 2500 Höhenmeter.

Tag 13 - Große Mountainbike Tour mit Rick

Nach der Mt. Olympus Tour vom Vortag wollte ich keinesfalls sofort wieder eine anstrengende Rennrad-Tour fahren. Da passte es gut, dass Rick, einer der Guides von bikecyprus sich anbot mit mir eine Mountainbike Tour zu fahren. Bis wir startklar waren, zogen bereits die ersten Regenwolken auf. Nach etwa 2 km änderten wir deshalb die Richtung, so dass wir nicht direkt in den Regen fuhren. Nach etwa einer halben Stunde hatte uns der Regen trotzdem eingeholt. Unser Timing war perfekt, denn wir konnten das Regenschauer mit zwei Tassen Kaffee im Cafe von Paramali über uns wegziehen lassen. Der Himmel wurde blau, so dass einer größeren Tour nichts mehr im Wege stand. Zunächst wieder in Richtung Strand und dann oberhalb der Klippen in Richting Pissouri Bay. Hierbei hatte ich die Gelegenheit für viele Fotostopps.

In Pissouri Bay waren wir uns einig, dass die Tour jetzt erst richtig losgehen sollte. Also testeten wir erst einmal die Straße, die vom Beach Resort zum 200 m höher gelegenen Pissouri führt. Die letzten paar hundert Meter sind relativ steil und wirklich schweißtreibend. Durch die engen Straßen von Pissouri und dann weiter unter der Autobahn hindurch in Richtung Alektora. Weiter auf Schotterwegen in Richtung der von weiten sichtbaren Windräder. In Serpentinen hoch in Richtung Aphrodite Hills. Der Weg führte uns um ewig lange Schluchten.

Riesige Ziegenherden versperrten uns dabei den Weg. Wenn wir anhielten, dann blieben die Ziegen auch stehen. Sobald wir wieder weiterfahren wollten rannten auch die Ziegen wieder weiter vor uns her. Es blieb uns nichts anderes erspart, als auf die Ziegen Rücksicht zu nehmen. Endlich lief die Herde seitlich in die Botanik. Dann das nächste Problem: wie kommen wir auf die andere Seite der Autobahn? Unser Weg endete zunächst im Nichts, so dass wir umdrehen mussten. Wir fanden schließlich ein mit viel Draht versperrtes Gatter hinter dem wir unter der Autobahn durch zu B6 gelangten. Auf der B6 kamen wir wieder am bekannten Aphrodite Birth Place vorbei. Die Sonne stand inzwischen schon recht tief, dass es mir während des Downhills recht kühl wurde.

Die Auswertung der GPS Aufzeichnung ergab etwa 70 km und über 1000 Höhenmeter.

Tag 14 - Meine Abschlusstour

Es wäre eine Schande gewesen, das schöne Wetter dieses letzten Tages nicht noch einmal für eine Radtour zu nutzen. Wegen anderer Pflichten konnte Rick keine weitere Mountainbike-Tour mit mir fahren. Ich fuhr einfach drauf los, denn die meisten befahrbaren Trails sind ohnehin nicht in den Karten eingezeichnet. Zunächst vom Beach Resort bis kurz vor die B6 (50 m), jedoch ab hier die "Old Road" nach Pissouri (220 m) hoch, es ist die bequemste Strecke. Weiter nach Alektora (250 m), aber dieses Mal blieb ich auf der Straße um zu erkunden, wie es nach Alektora weitergeht. Es stieg extrem steil an, der kleinste Gang des Mountainbike reichte gerade aus um das Schieben zu vermeiden. Endlich oben auf der Kuppe sieht man, dass es noch schlimmer kommt. Aber das ist Sport und man wurde oben angekommen mit der Aussicht in die Pissori Bay belohnt. Auf dem weiteren Weg kommt man durch ein wie ausgestorben wirkendes Dorf, nur eine Katze liegt auf der Straße. Im nächsten Dorf Ayios Thomas (340 m) entschließe ich mich noch weiter aufwärts zu fahren. Die meisten Straßen führen in dieser Gegend nur Hangaufwärts, ich wollte jedoch nicht bis nach Pachna (700 m) hoch, sondern weiter in Richtung Osten. Dazu musste ich einen passenden Schotterweg finden. Diese Wege sind nur selten in Karten eingezeichnet. Der gefundene Weg führte durch Ziegenherden und vorbei an den Anwesen von Schafzüchtern. Nach einer Weile kam ich auf der vom meinen Rennrad-Touren bekannten Straße (480 m), welche von Avdimou nach Pachna führt. Ich rollte zunächst ein Stück abwärts, wobei mich der eisige Fahrtwind quälte. Ich wolte deshalb bei der nächst besten Gelegenheit wieder abseits der Straße fahren. Vom Ort Prastio (400 m) führte gemäß meiner Karte ein Weg in gewünschter Richtung, aber laut Karte endete er nach wenigen hundert Metern. Es wurde spannend. An einem Abzweig wählte ich auch prompt die falsche Richtung, der Weg endete an einer der unzähligen Schluchten. Also musste ich wieder etwa 300 m zurück und die andere Richtung probieren. Dieser Weg war richtig. Ich konnte das Bike nach einem kurzen Anstieg ewig lange rollen lassen, bis an einem Anwesen eine Meute Hunde auf mich wartete. Umdrehen? Kommt nicht in Frage! Es ging weiterhin bergab, so dass ich eine Chance hatte die Kläffer abzuschütteln. Sie rannten einige hundert Meter hinter und neben mir her. Auf dem stark ausgewaschenen Weg konnte ich leider nicht schnell genug fahren.

Ein paar Kilometer weiter wurde es wieder spannend. Die Autobahn zerschneidet die Landschaft und wo würde ich einen Weg unter der Autobahn hindurch finden? Ja, es klappte auf anhieb. Mein Weg führte über eine sehr steile Betonpiste zu einem Weg unter einer Autobahnbrücke hinunter. Von hier aus, also in der Nähe des Ortes Paramali wollte ich noch einmal die Küste in Richtung Pissouri Bay abfahren. Es gibt hier einige aufregende Abschnitte an den Klippen, aber keinen durchgehenden Weg an der Küste entlang. Wegen Geröll und steiler Stücke ist hier das Beherrschen von MTB-Fahrtechnik gefragt. Mir blieb es trotzdem nicht erspart, an einigen kurzen Abschnitten das Bike zu schieben oder gar zu tragen. Am höchsten Punkt dieser Strecke hatte ich eine wunderschöne Aussicht auf die gesammte Pissouri Bay.

Die Auswertung der GPS Aufzeichnung ergab fast 50 km und 900 Höhenmeter. Hier der Download des GPS Track dieser Tour im GPX und Google Earth KML Format: PissouriMTBTrack.zip.

Tag 15 - Alles hat ein Ende - nur das Chaos hat keins

Mein Urlaub war leider zu Ende. Die Reiseleitung hatte mir eine Nachricht gesendet, dass ich um 5:30 Uhr von einem Taxi abgeholt werde. Das Taxi kam pünktlich, es war jedoch bereits mit zwei Personen besetzt und der Kofferraum war so voll, dass mein Koffer nicht mehr hinein passte. Der Taxifahrer probierte verschiedene Anordnungen, aber der Kofferraumdeckel lies sich nicht schließen. Zu guter letzt musste einer der Koffer auf der Rücksitzbank untergebracht werden. Auf der etwa einstündigen Fahrt zum Larnaka Airport kam die Sonne hoch. Der Taxifahrer suchte im Autoradio vergeblich nach einen passenden Sender mit seiner Lieblingsmusik. Dabei versuchte er uns zu erklären, dass die Zypriotische Musik anders ist wie Griechische Musik ... aha!

Im Flughafengebäude war auf der Anzeigetafel zu lesen, dass mein Flug an den Schaltern 49 - 64 abgefertigt wird!? Von diesen Schaltern waren jedoch nur 4 besetzt und auch nicht weiter beschriftet. Ich wundere mich erst einmal nur und stellte mich an einem dieser Schalter an. Als ich in der Warteschlange bis fast vorne vorgerückt war, kam vom Flughafen-Personal die Anweisung, dass an diesem Schalter nur der Flug nach Moskau abgefertigt wird. Das Chaos nahm seinen Lauf. Alle Passagiere rannten jetzt wie die aufgescheuchten Hühner kreuz und quer zum nächst besten Schalter und ich durfte mich wieder ganz weit hinten anstellen. Jetzt war mir klar, weshalb ich so früh vom Hotel abgeholt wurde: das Chaos hat System! Anschliessend durch eine zweifache(!) Passkontrolle und die übliche Sicherheitskontrolle. Während der etwa eine Stunde langen Wartezeit bis zum Boarding treffe ich mehrere Personen, die ich bereits aus meinem Hotel kannte - alle wurden einzeln zum Flughafen gefahren. Noch einmal denke ich mir: das Chaos hat System ...

Der Rückflug mit Cyprus Air war dann genau so extrem beengt wie der Hinflug. Der während des Hinflugs im Board Magazin angekündigte Film wurde wider erwarten nicht gezeigt. Der einzige Lichtblick war, dass der Flieger zunächst in München landete und nicht erst über Frankfurt. Mein Koffer kam so ziemlich als letzter auf dem Kofferband daher. In 3 Minuten fuhr die S-Bahn ab, welche ich unbedingt erwischen musste, um die einzig mögliche Anschlussbus-Verbindung zu erreichen. Also rannte ich wie um mein Leben durch den Flughafen zum Bahnsteig. Geschafft! In München beim Umsteigen dann der nächste Schreck. Eine Lautsprecher-Durchsage: "die S7 kommt mit 5 Minuten Verspätung". Ja, es hatte am Morgen im München geschneit, es ist dann normal, dass dann bei der Bahn das Chaos ausbricht. Ich hatte Glück, der Busfahrer wartete so lange auf die S-Bahn. Auf dem 250 m langen Weg von der Bushaltestelle bis zum Haus bekam ich wegen des Schneematsch und meiner sommerlichen Schuhe nasse Füße, aber ich war zuhause ...

Am nächsten Tag holte ich mir beim Schneeschaufeln einen Muskelkater - falsches Training auf Zypern?

Fazit

Ich konnte während dieser zwei Wochen an 11 Tagen fast 800 km mit dem Rad auf Zypern fahren, davon 570 km mit dem Rennrad. Ich kann deshalb zufrieden sein. Der Hotel-Upgrade war ein richtiger Glücksfall. So einen Luxus leistet man sich normalerweise nicht während eines Bike-Urlaubs. An dieser Stelle ein Dankeschön an Thomas Wegmüller und sein Team von bikecyprus. Das nächste Mal jedoch mit einer anderen Airline ...


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